Mein Freund der Kardiologe

Bei uns im Dorf lebt  ein unheimliche sympathische Familie, die ich schon durch diverse Feste und Feiern kenne. Der Mann ist Kardiologe mit eigener Gemeinschaftspraxis in Siegburg.
Wie es auf einem kleinen Dorf eben so ist, hat sich meine Stent-Implantation schnell herumgesprochen und die Ehefrau des Kardiologen meinte, ich solle einfach mal (privat) anrufen und mit Ihrem Mann sprechen, auch insbesondere wegen meiner Ängste.

Gesagt getan, ich soll am kommenden Montag (den 10.09.2018) in die Praxis kommen.

Nachuntersuchung die Erste

Heute war ich beim Kardiologen zur ersten Nachuntersuchung.

Zunächst habe ich ein Troponin-Test gemacht: Dabei wird einem Blut aus dem Finger abgenommen, und anschließend der Troponin-Wert bestimmt. Aus diesem lassen sich dann Rückschlüsse zu verschiedenen Herzerkrankungen herleiten, also etwa Herzmuskelentzündung, Herzinsuffizienz, Unterversorgung des Herzens usw.
Bei mir war alles negativ !

Dann habe ich ein Belastungs-EKG gemacht, mein Herz wurde ge-ultraschallt und auch meine Halsschlagader wurde mittels Ultraschall untersucht (Doppler).

Doppler-Messung des Herzens

Mein Bekannter, der behandelte Arzt, hat mir immer alles ganz genau erklärt und auch meine gesamte Fragenliste ausführlich beantwortet.
Bezüglich meiner rechten Halsschlagader konnte er mich ziemlich beruhigen, die Verkalkung sei hier nicht sonderlich fortgeschritten, läge in einer Art Mulde und man müsse sich keine großen Sorgen machen.

Gegen meine anderen Ängste hat er mir ein Nitrospray verschrieben: Sollte ich unsicher sein, ob ein Brennen, Stechen oder Ziehen im Brustbereich vom Herzen oder woanders her kommt, kann ich das Spray benutzen (wird unter die Zunge gesprüht).
Das Spray bewirkt eine (fast sofortige) Weitung der Gefäße, sodass der Druck  unverzüglich abnimmt. Wenn nichts passiert, dann kommt der Druck / das Engegefühl nicht vom Herzen.

Ich fand das eine gute und beruhigende Idee !

Was nicht so beruhigend war: Mein Belastungs-EKG zeigte (immer noch) angedeutete ST-Senkungen insbesondere bei Belastung. Das könne aber auch angeboren sein oder andere Ursachen haben, die nicht mit meiner koronaren Herzerkrankung zu tun habe, meinte mein Kardiologe.
Bis zum nächsten Termin in 4 Wochen wollen wir das mit früheren Belastungs-EKGs bzw. dem EKG vor der OP vergleichen.

Mit gemischten Gefühlen, mich aber trotzdem gut aufgehoben wissend, fuhr ich zurück zur Arbeit.

Vielleicht noch ein Tipp an dieser Stelle, den ich irgendwo gelesen habe:
Wenn man unsicher ist, ob irgendein Stechen, Ziepen oder ähnliche Symptome vom Herz kommt oder nicht, einfach mal drücken, oder irgendwelche Bewegungen/Verrenkungen machen. Wird es dann besser oder schlimmer, kann es nicht vom Herz kommen.

Antrag auf Reha / Kur

Nach der ganzen Prozedur mit dem Stent, meinen Ängsten und den Problemen mit meinem Asthma, habe ich den Gedanken an eine Rehabilitationsmaßnahme gedacht, sprich eine Kur, um mich wieder auf Vordermann zu bringen.
Online ist ein Antrag ja schnell ausgefüllt (das macht man bei der DRV – dem Deutschen Rentenversicherung Bund), aber natürlich benötigt man entsprechende Bescheinigung und Atteste der Ärzte. Also habe ich das bei allen beteiligten Ärzten (Hausarzt, Kardiologe und Pneumologe) adressiert.

Warten wir ab, was passiert.

Mit meiner Psyche geht es immer noch nicht so toll. Letzte Nacht, vor dem Einschlafen, hatte ich wieder ein Schmerz- und Druckgefühl in der Brust.
Kam das jetzt vom Sport (Muskelkater), war es Sodbrennen oder das Herz ?
Vielleicht hatte sich der Stent zugesetzt ?
Bevor richtige Panik aufkam, habe ich das Nitrospray eingesetzt und mir zwei Hub unter die Zunge gesprüht. Schon nach ca. zwei Sekunden wurde mein Kopf warm und ich konnte quasi die Erweiterung der Gefäße fühlen.
Das Ziehen in der Brustgegend blieb aber. Also war ich beruhigt – es muss wohl Muskelkater oder etwas anderes Ungefährliches sein, aber nichts vom Herz.

Beim Pneumologen

Regelmäßig (ca. 2x im Jahr) habe ich Kontrolluntersuchungen beim meinem Asthma-Arzt (Pneumologen).  Ich bin bei einem Bekannten bzw. Kumpel in Behandlung, der eine eigene (Gemeinschafts-)Praxis besitzt.
Heute am 20. September war ich mal wieder da.
Mein Arzt war über die Geschichte sehr überrascht (er hatte noch nichts von meinem Stent gehört) und wir besprachen meinen zuvor erfolgte Lungenfunktions-Test. Dabei muss man in einer geschlossenen Kammer bestimmte Ein- und Ausatmungsübungen machen, gegen Widerstände atmen etc.
Nun ja, meine Lungenfunktion war ein bisschen schlechter wie üblich, was auf die Nebenwirkungen des Betablockers (Bisoprolol) zurückzuführen ist.
Das es mir bezüglich meiner Lunge / meinem Asthma mein bisschen schlechter ging, habe ich schon gespürt, jetzt hatte ich es schwarz auf weiß.

Betablocker sind aus Lungenarzt-Sicht absolut zu vermeiden (wegen der Kontra-Indikation), so mein Arzt, allerdings sind sie aus kardiologischer Sicht zu empfehlen. Was also tun ?
Wir haben uns für folgenden Weg entschieden:
Zunächst wechsle ich von Bisoprolol auf Nebivolol, welche weniger auf die Lunge geht (sogenannter selektiver ß1-Betablocker).
Außerdem soll ich  mit meinem Kardiologen besprechen, ob ich nicht ganz auf den Betablocker verzichten kann, denn Bluthochdruck habe ich ja nicht.

Sonst war mit meinem Asthma bzw. meiner Lunge soweit alles ok.
Kontrolle nächstes Jahr.

Buchtipp II

Lesen ist eines meiner Hobbys. Insbesondere abends vor dem Einschlafen lese ich gerne noch etwas um runterzukommen.
Ein Buch, was ich gerade lese und mich sehr fesselt ist die Geschichte von Peter Riese in Einmal sterben und zurück.
Der Typ hat echt was mitgemacht mit seinem Herzen, inkl. Herzinfarkt, Tod und Wiederbelebung. Man zieht auf jeden Fall Parallelen zum eigenen Leben und den eigenen Erfahrungen. Mir hilft das auf jeden Fall weiter !

 

 

Leidensgenosse

Heute war ich mit einem Arbeitskollegen zum Kaffee verabredet, damit er mir seine Geschichte erzählt und wir uns austauschen. Denn wie ich gehört hatte, hat der Kollege auch kürzlich ein Stent bekommen.

Es ist aber nicht nur ein Stent – nein, 8 !

Ähnlich wie bei mir, hatte mein Kollege immer wieder Probleme mit der Luft, insbesondere bei körperlichen Anstrengungen. Beim Hausarzt hat er das abklären lassen (mittels Belastungs-EKG) und wurde dann (wie ich) in das Krankenhaus in Siegburg geschickt.
Dort hat man dann mehrere verkalkte Arterien der Herzkranzgefäße gefunden und ihm 5 Stents gesetzt. In einer späteren OP dann 3 weitere Stents. Oha !

Meinem Kollegen geht es mittlerweile wieder sehr gut, er ist viel leistungsfähiger geworden und genießt das Leben (mit den Stents). Aber auch bei ihm hat insbesondere in den ersten Wochen und Monaten die Psyche gelitten und er hat sich ständig einen Kopf gemacht.

Diese Zeiten sind aber jetzt, nach 6 Monaten vorbei. Das lässt hoffen !

Nachricht vom DRV

Heute hatte ich Post vom DRV – Deutsche Rentenversicherung Bund.


Die wollen noch ein paar Angaben zu meiner Krankheit bzw. beantragten Reha-Maßnahme haben, insbesondere auch vom behandelten Hausarzt.
Also ab damit zum Ausfüllen.

Und weiter warte ich auf den endgültigen Bescheid bzw. den genehmigten Kuraufenthalt.

 

Nachuntersuchung die Zweite

Heute war ich bei meinem Kardiologen um nochmal alles zu checken. Wir haben ein Stress-Echo gemacht: Das ist wie ein Belastungs-EKG, allerdings auf einem (sehr unbequemen) Liegefahrrad, welches dann noch in Schräglage versetzt wird. Der Arzt macht während der Belastung (dem Stress) dann noch eine Ultraschall-Untersuchung des Herzens, um zu überprüfen, ob es korrekt und ausreichend mit Blut bzw. Sauerstoff versorgt wird.

Bei mir war soweit alles in Ordnung !
Das EKG zeigt zwar wieder die angedeuteten ST-Senkungen, aber das scheint ja bei mir normal zu sein siehe Beitrag Nachuntersuchung die Erste (10.09.2018). Beim Belastungs-EKG einen Tag vor der OP waren die Senkungen deutlich ausgeprägter und sind deutlich unterscheidbar von den jetzigen Aufzeichnungen.

Meinen Beta-Blocker (Nebivolol) werde ich jetzt reduzieren (auf 1,25 mg morgens) und kann den hoffentlich irgendwann ganz absetzen. Das käme mir sehr gelegen, denn dann ist meine Müdigkeit und manchmal auftretende Abgeschlagenheit hoffentlich weg.

Nächster Termin erst in einem halben Jahr. Begründung meines Kardiologen: „Du bist doch gesund !“
Da freut sich der Mensch 🙂

 

Sport, Sport, Yoga?

In meiner Freizeit mache ich jetzt immer wieder und vermehrt Sport, also so wie vor der OP.
Zum Einen befreit es mich, zum Anderen gibt es mir auch Sicherheit, ob alles noch in Ordnung ist. Bei Belastung und körperlicher Anstrengung verengen sich ja die Arterien, der Puls und der Blutdruck steigt, das Herz schlägt schneller. Wenn ich also ohne Beschwerden Sport machen kann, dann ist auch mit dem Herz und meinem Stent alles in Ordnung. Quasi ein Frühwarnsystem.

Da mir meine Ärzte aber den Rat gaben, den Puls nicht zu weit in die Höhe zu treiben, also nicht über ca. 160 Schläge pro Minute, vermeide ich jetzt beim Laufen den Endspurt und konzentriere mich mehr auf längere Strecken (bei langsamerer Geschwindigkeit). Mal schauen, wann ich die 10km ohne hohen Puls schaffe !
Und natürlich beschäftigt mich Yoga. Das soll ja für Herz und Seele gut sein.
Auch vor meinem Stent habe ich – insbesondere wegen meinen Hals- und Nackenbeschwerden – des Öfteren Yoga-Übungen gemacht. Da gibt es einen guten Youtube-Channel von Maddy Morrison.Natürlich ist es etwas Anderes, wenn man einen richtigen Yoga-Kurs mit Trainer macht. Bei Power-Yoga etc. wäre ich sofort dabei, aber wenn es um Meditation und Ommmmmm geht, war das bisher zu weit weg für mich. Zu esoterisch.   Aber in der jetzigen Situation will ich mich mal damit beschäftigen, zumal auch viele Freunde und Bekannte mir dazu geraten haben.

Dennoch bleibt vor jedem Gang zum Sport auch nach ca. 10 Wochen nach dem Eingriff ein mulmiges Angstgefühl, ob alles gut geht und keine angina pectoris auftritt.

Inspect & Adapt

Was aus dem agilen Umfeld insbesondere im Berufsleben bekannt und gelebt wird, gilt jetzt auch für mein privates (Gesundheits-)Leben.
Nicht bis ins Detail alles im Voraus zu planen, sondern kleine Schritte machen. Immer wieder Kontrolle, also regelmäßige Arztbesuche, Blutwerte bestimmen und bei Bedarf gegensteuern bzw. etwas ändern.
Dazu gehört natürlich auch, das Erlebte zu reflektieren.

Natürlich ist das ein laaaaangjähriger Prozess, aber schon jetzt habe ich das Gefühl, dass man intensiver lebt und die schönen Momente tiefer und auch nachhaltiger genießt.

In der kommender Woche wollte ich noch einmal meine Blutwerte bestimmen lassen, um zu schauen, wo denn jetzt mein LDL-Cholesterin-Wert liegt. Der soll ja möglichst unter 70 mm/dl liegen.